Geistlicher Impuls

Seelsorgerin Seniorenzentrum Martha-Maria Lichtenstein-Honau

Martin Luther hat dem Kapitel, aus dem dieser Vers stammt, die Überschrift gegeben: "Gebote der Gerechtigkeit und Nächstenliebe". Das Anliegen dieses Textes ist es, die Armen und die Schwachen vor einer parteiischen Rechtsprechung zugunsten der Reichen und Mächtigen zu schützen.

Das war vor tausenden von Jahren genauso ein Problem wie heute. Besonders schlimm ist es, wenn die Mehrheit eines Volkes so von den Politikern manipuliert wird, dass sie dem Unrecht hinterherläuft und es für Gerechtigkeit empfindet.

Mir fällt dabei das Bild der Justitia ein, die die Augen verbunden hat und eine Waage in der Hand hält. Sie soll Recht sprechen und für Gerechtigkeit sorgen ohne Ansehen der Person und dabei nicht die Mächtigen begünstigen, wenn sie Unrecht für Recht erklären.

Die Waagschalen sollen sich eindeutig in Richtung Gerechtigkeit bewegen, auch wenn ich alleine gegen das Unrecht der Mehrheit stehe. Das ist wahrlich nicht leicht. Das Gewicht der Mehrheit wiegt oft so schwer, dass die Waagschalen dem Balanceakt der Gerechtigkeit nicht standhalten.

Was hat schon meine kleine Meinung an Gewicht gegen die Ungerechtigkeit? Sehr viel! Wer mutig für das Recht eintritt, wird Mitstreiter und Mitstreiterinnen gewinnen. Gemeinsam werden sie wagemutiger sein und die Waagschalen wieder Richtung Gerechtigkeit ausbalancieren.

Der wichtigste Vertreter gegen das Unrecht ist Gott selbst, der einige Verse später verspricht: Ich lasse den Schuldigen nicht Recht haben.