Die hausinterne Patientenbibliothek am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg bietet Patientinnen und Patienten seit 50 Jahren Lesestoff für ihren Aufenthalt. Waltraud Kriesche und ihr Team sorgen dafür, dass über 400 Bücher und Zeitschriften aus dem Bestand geliehen werden können – mit Lieferung bis ans Krankenbett. Jetzt ist die Bücherei in neue, helle Räume umgezogen.
Ein gutes Buch oder einfach eine Zeitschrift zum Durchblättern: Um die Patientinnen und Patienten während ihres Aufenthaltes mit genügend Lesestoff zu versorgen, gründete die Diakonisse Hildegard Schwertfeger 1972 am Krankenhaus Martha-Maria in Nürnberg die Patientenbibliothek. Heute umfasst der Bestand über 400 Buch- und Zeitschriftentitel. Finanziert und unterstützt wird das Projekt durch Spenden und die Krankenhausseelsorge, betreut wird die hausinterne Bücherei von den ehrenamtlich tätigen Grünen Damen und Herren. Mit Mitteln aus der Martha-Maria Stiftung ist die Bibliothek in diesem Jahr aus dem dritten Stock ins Erdgeschoss in den „Blick-Punkt“ gezogen, einem zentralen Begegnungsort im Krankenhaus.
Von Romanen und Biografien über Erzählungen bis hin zu den aktuellen Ausgaben von zum Beispiel Landlust, GEO oder der christlichen Frauenzeitschrift Joyce: In der Patientenbibliothek wird jeder fündig – und das nicht nur auf Deutsch. Es gibt auch viele fremdsprachige Titel, darunter welche in polnischer, griechischer, türkischer oder russischer Sprache. Waltraud Kriesche ist Grüne Dame und leitet seit 2014 die Patientenbibliothek. Sie weiß, was in der Ausleihe ankommt. Besonders beliebt sind Heimat- und Tierromane sowie Frankenkrimis. Ein Buch aber toppt alle anderen: „Das ist die Biografie des chinesischen Pianisten Lang Lang. Das ist beliebt wie kein anderes. Leider ist das aber auch das Buch, das am häufigsten wegkommt“, sagt Kriesche.
Der Bibliotheksbestand wird ständig erneuert und erweitert. Die Auswahl der Titel erfolgt dabei nicht nur nach Beliebtheit, sondern auch nach der Seitenzahl. Aus ganz praktischen Gründen: „Die Liegezeiten werden immer kürzer. Außerdem kann der Patient, der gerade frisch operiert ist, kein schweres Buch halten. Darum sind dünnere Bücher und Magazine, die man auch wieder weglegen kann, ganz wertvoll“, so Kriesche.
Um an die Bücher zu kommen, haben Patientinnen und Patienten zwei Möglichkeiten: Entweder sie kommen zu den Öffnungszeiten der Patientenbibliothek am Montagvormittag in den "Blick-Punkt". Viel beliebter aber ist der Service des Bücherwagens: Dienstags, mittwochs und donnerstags fahren Grüne Damen mit einem Wagen voller Lesestoff von Station zu Station zu den Patienten ins Zimmer. Diese können dann spontan entscheiden, ob und was sie ausleihen möchten. „Wenn die gewünschte Zeitschrift nicht dabei ist, gehen die Grünen Damen wieder runter und holen ihm das, was der Patient gern möchte“, beschreibt Waltraud Kriesche den Service, der vor allem für bettlägerige Personen hilfreich ist.
Rund zwei Drittel der Ausleihenden sind Frauen, meist älteren Jahrgangs, bemerkt die Bibliotheksleiterin: „Die Jüngeren haben ihre Tablets dabei, die lesen auf denen.“ Dennoch: Die beinahe 50 Jahre alte Tradition der Patientenbibliothek ist bis heute ein Erfolg. Jedes Jahr werden über 400 Bücher und über 1.500 Zeitschriften ausgeliehen.
Und neben der Ausleihe kommt zum Angebot der Patientenbibliothek noch eines dazu, verrät Waltraud Kriesche: „Die Bibliothek ist ja auch eine Anlaufstelle für Patienten, die vielleicht einfach ein Gespräch führen wollen. Letzte Woche hatte ich einen Patienten da, der hat sich ein Buch herausgesucht und dann saß er eine halbe Stunde hier und hat geredet.“