Meine Augen haben deinen Heiland gesehen, das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern. (Lk 2,30-31)
Sie stehen im Mittelpunkt: Maria und Josef mit ihrem Jesuskind. Auch die Hirten und die Engel. Oh ja, auch die zeitlichen, geographischen, religiösen und politischen Zusammenhänge kommen nicht zu kurz: Augustus, Quirinius, Herodes und die Weisen aus dem Morgenland.
Eher weniger im Mittelpunkt und doch für den Zusammenhang so wichtig sind Elisabeth und Zacharias, die Eltern von Johannes dem Täufer. Dann erleben wir Hanna, eine 84 Jahre alte Prophetin, die im Tempel dient, die, sobald sie das Jesuskind zum ersten Mal sah „Gott pries und allen von ihm erzählte“.
Und dann gibt es noch einen. Simeon. Sein Name bedeutet: Gott hat gehört. Simeon hat Gott gesehen – mit eigenen Augen. Er hat zum ersten Male Weihnachten erlebt, ohne überhaupt zu wissen, dass dies einmal ein Fest wird, das überall auf der Welt gefeiert wird.
Das großartige an ihm: Er ist begeistert. „Der Heilige Geist ist auf ihm“, heißt es von ihm. Simeon ist nicht so abgestumpft wie wir manchmal, wenn wir Jahr für Jahr hören: Christ, der Retter ist da. Die Gefahr besteht, dass solche tiefen und grundlegenden Wahrheiten abflachen im Laufe der Zeit. Wenn wir Dinge so oft sagen ist die Gefahr der Inflation groß: Die Wahrheit stimmt zwar noch, aber sie erfasst uns nicht mehr mit der Wucht, wie beim ersten Mal.
Deswegen: Lasst uns heute darauf achten, was wir von Simeon über Jesus lernen können. Ihm geht nämlich zum ersten Mal ein Licht auf. Ein Weihnachtslicht. Ich hoffe und bete, dass etwas von diesem frischen Weihnachtsstaunen Simeons über Jesus, den Retter, auch mich ganz neu ansteckt.
Andreas Cramer
Pastor, ehemaliger Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk Martha-Maria