Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut. (1. Mose 1,31)
Und zu welchem Urteil kommen wir, wenn wir die Welt anschauen? Was sehe ich, wenn ich auf das vergangene Jahr zurück schaue? War alles gut, was ich gemacht habe? War alles recht, was geschehen ist?
Gewiss: Die Natur bietet uns grandiose Anblicke ihrer Schönheit und die Erde ist voll erstaunlicher menschlicher Güte. Aber sie ist auch voller Hässlichkeiten und voller Hass.
„Am Anfang war alles gut und früher war darum alles besser“, sagen die Romantiker. Sie können die Weltgeschichte nur als eine Geschichte des Verfalls sehen. Aber Gott ist kein Romantiker. Wenn er seiner Schöpfung die Note „sehr gut“ gibt, dann gilt das nicht nur für eine ferne Vergangenheit und ein verlorenes Paradies. Sein Urteil ist überhaupt kein ästhetisches oder moralisches Zeugnis, sondern ein Urteil der Liebe.
Er sieht die Welt mit den Augen der Liebe. Und die Liebe sieht nicht nur, was ist. Sie sieht vor allem, was werden kann. Gottes schöpferische Liebe macht mich schön und gut. „Wenn du mich anblickst, werd‘ ich schön.“ (G. Mistral).
Wenn ich diesen Blick Gottes auf mich und die Erde annehme, dann kann ich sie nicht „zum Teufel gehen lassen“. Dann will ich alles daran setzen, dass aus ihr wird, was Gott schon sieht: Eine Welt, in der Gott, Menschen und Natur miteinander versöhnt sind und in Harmonie und Liebe leben können.
Dr. Hans-Martin Niethammer
Pastor, Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk Martha-Maria