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Zum Tag der offenen Tür: Der Lehrer am OP-Roboter

Krankenhaus
30.08.2023

Am Samstag, 16. September 2023, lädt das Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau zum Tag der offenen Tür. Als Highlight der Veranstaltung können Besucher einen Operationsroboter der neuesten Generation selbst steuern. Vor Ort wird auch Dr. Uwe Rose, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, sein. Er hat den Roboter 2017 an das Krankenhaus gebracht und bildet seit einigen Jahren selbst Arztkollegen aus ganz Deutschland daran aus.

Seit 2017 bietet das Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau roboter-assistierte Operationen an. Operateure aus Fachbereichen der Chirurgie, der Urologie und der Frauenheilkunde nutzen das neueste Modell des Roboter-Herstellers Intuitive, den „da Vinci Xi“. In den vergangenen sechs Jahren haben die Ärzte damit über 2.000 Operationen erfolgreich durchgeführt.

Die Zukunft ist roboter-assistiert

„Man muss einfach offen sein für neue Technologien. Beängstigend fand ich es nie, vielmehr war ich von Beginn an fasziniert von den Möglichkeiten des Systems“, sagt Dr. Uwe Rose. Er war, gemeinsam mit Urologie-Chefarzt Prof. Dr. Florian Seseke, treibende Kraft bei der Anschaffung des da Vinci Xi.


Beim roboter-assistierten Operieren stehen die speziell dafür ausgebildeten Ärzte nicht direkt am Patienten, sondern sitzen an der sogenannten „Konsole“, der Bedieneinheit. Mit Joysticks und Fußtasten steuern sie den eigentlichen Roboter, der einige Meter entfernt am Patiententisch steht: Das sind vier bewegliche Arme, die mit Kamera und unterschiedlichen Werkzeugen bestückt werden können und so laparoskopisch (nach dem „Schlüssellochprinzip“) im Patienten operieren. Zur Unterstützung am Patiententisch, v.a. beim Werkzeugwechsel, benötigt es ebenfalls speziell ausgebildete Tischassistenzen und OP-Pflegepersonal.
Das roboter-assistierte Operieren verspricht für die Patienten kleinere Schnitte, weniger Blutverlust und noch präziseres Arbeiten während der Operation. Nach der Operation folgen weniger Schmerzen, kleinere Narben und eine schnellere Genesung.
Operateuren wird die Arbeit durch eine ergonomische Sitzposition an der Konsole, eine Kamera mit 3D-Bild in zehnfach-Vergrößerung und eine extrem hohe Sensitivität und Beweglichkeit der Arme erleichtert.

Ausbildung zum Operateur nötig

Rose, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, führt jährlich rund 60 Operationen mit dem Roboter durch. Bevor er als Operateur an die Konsole durfte, musste er eine eng vom Hersteller betreute Ausbildung absolvieren.

Zu Beginn stehen Online-Kurse, die die technischen Grundlagen des Systems vermitteln. Danach erfolgen erste Fingerübungen an der Konsole, bei der die angehenden Operateure durch OP-Simulationen ein Gefühl für die Hand- und Fußsteuerung des da Vinci bekommen.

Praxis beginnt am künstlichen Bauch

„Danach beginnt der spannendere, praktische Teil“, erklärt Rose den weiteren Ablauf der Ausbildung. Zu Übungszwecken wird hierbei eine künstliche Bauchhöhle auf dem Patiententisch platziert. „Prof. Dr. Seseke und ich haben dann gemeinsam so lange an unserem Kunstbauch geübt, bis wir die Roboterarme sicher bewegen konnten.“

Lernen in Dänemark und Belgien

Dann ging es für Dr. Rose und ein kleines Team aus Oberarzt und OP-Schwester nach Dänemark zu einer Hospitation.

„Deutschland war bezüglich roboter-assistiertem Operieren damals praktisch Niemandsland. Deshalb hat uns der Hersteller nach Aarhus in Dänemark vermittelt. Dort war mein späterer Ausbilder Dr. Niels Thomassen tätig“, erinnert sich Rose an seine erste Hospitation bei einer da Vinci-OP.

„Prof. Thomassen bei roboter-assistierten Operationen über die Schulter zu sehen, war für mein Team und mich sehr interessant. Nach der Theorie konnten wir in diesen Tagen viel Praktisches erlernen.“

Seine ersten Operationsversuche an echten tierischen Kadavern und menschlichen Leichnamen absolvierte Rose später in Gent in Belgien, unter Aufsicht eines englischen Ausbilders.

Ausbilder hilft zum Start in Halle-Dölau

Im Juni 2017 war es dann so weit: Chefarzt Dr. Rose und sein speziell dafür ausgebildetes Team aus OP-Personal und Tischassistenzen haben den ersten Eingriff an „ihrem“ da Vinci Xi in Halle-Dölau vorgenommen.

„Zur Sicherheit und als Hilfe war mein Ausbilder Niels Thomassen nach Halle gekommen, um mich weiter anzuleiten und im Notfall einspringen zu können. Das war aber zum Glück nicht nötig“, erzählt Rose von den ersten Tagen als Operateur am da Vinci.

Motivation und Qualität überzeugen

Seitdem operiert Rose gern und oft roboter-assistiert.

„Ich hätte nie gedacht, dass mir der OP-Roboter noch einmal so einen Motivationsschub als Chirurg geben wird – und das mit Ende 50.“

Diese Motivation, Routine, die hohen Standards und die hervorragende Ergebnisqualität führten dazu, dass das Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau heute Nationales Referenzzentrum für Roboter-assistierte Chirurgie ist.

Lehrermangel am OP-Roboter

Vor allem damals gab es nur wenige Chirurgen in Deutschland, die mit da Vinci arbeiteten. Dementsprechend wenige Ausbilder für Nachwuchs-Operateure gab es. „Ich hatte immer sehr guten Kontakt zur Herstellerfirma“, berichtet Rose über den Beginn eines ganz neuen Abschnitts für ihn als da Vinci-Operateur.

„Wir hatten 2019 ein toll funktionierendes Team und sehr gute Ergebnisse vorzuweisen. Da kam eines Tages die Anfrage meines Ansprechpartners beim Hersteller, ob ich nicht selbst als Proktor, also als Ausbilder, am da Vinci tätig sein möchte.“

Vom Auszubildenden zum Ausbilder in zwei Jahren

So kam es, dass der Hallenser Chefarzt Dr. Rose, der zwei Jahre zuvor selbst die Ausbildung durchlaufen hatte, nach einem Vertiefungskurs in Straßburg Proktor für angehende da Vinci-Operateure wurde. „Wir haben ein Online-Portal, in dem alle Ausbilder europaweit gelistet sind. Darüber werde ich jetzt regelmäßig als Proktor angefragt.“

Seit 2019 hat Rose auf diese Weise bundesweit über 50 Teams betreut und so maßgeblich zur weiteren Verbreitung des roboter-assistierten Operierens in Deutschland beigetragen. Auch die Kollegen am Krankenhaus Martha-Maria Nürnberg haben ihr Können am da Vinci Xi bei ihrem Hallenser Kollegen und dessen Team erlernt.

Das Wissen wird weitergegeben

Bis 2023 ist ihre Zahl zwar angestiegen, dennoch ist ihr Kreis mit rund 15 deutschen Proktoren noch immer überschaubar. Die Ausbilder treffen sich regelmäßig zum gegenseitigen Austausch. „Über einen Kollegen freue ich mich dabei immer besonders. Ich habe ihn in Thüringen ausgebildet, heute ist er selbst Proktor und gibt sein Wissen weiter.“

Operationen sind Teamwork

„Operationen bedeuten immer Teamwork“, sagt Rose über den Ablauf während eines Eingriffs:

„Nur wenn die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen dem Operateur an der Konsole und den Kollegen am Patiententisch reibungslos funktioniert, kann eine Operation erfolgreich sein. Und das schaffen wir sehr gut, wie unser Status als Ausbilder zeigt.“

Auch OP-Personal wird zu Ausbildern für Kollegen

Denn nicht nur Dr. Rose ist Proktor für angehende Operateure an der Konsole. Auch sein OP-Personal hat sich zu einem aktiven Ausbildungsteam für roboter-assistiertes Operieren entwickelt.

„Oft treffe ich im OP auf Kolleginnen und Kollegen anderer Häuser, die unserem Team am Tisch über die Schultern schauen. Das macht uns natürlich stolz, wenn unser Wissen sowohl an der Konsole, als auch bei den Abläufen am Tisch gefragt ist.“

Besucher können OP-Roboter ausprobieren

Beim Tag der offenen Tür am 16. September wird am Krankenhaus Martha-Maria Halle-Dölau zu Demonstrationszwecken ein OP-Roboter da Vinci Xi aufgestellt. Alle Besucherinnen und Besucher können dann an der Konsole Platz nehmen und lernen, die Roboterarme selbst zu steuern.

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