Geistlicher Impuls
September 2024
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?
(Jeremia 23, 23)
Pastor Dirk Reschke
Seelsorger Seniorenzentrum Martha-Maria Nagold
Ich verbringe gern die Zeit in Bildergalerien. Besonders bei den Impressionisten bleibe ich länger stehen. Da geht mir richtig das Herz auf. Sind Sie schon einmal zum Beispiel vor einem echten Monet gestanden? Winzige Farbtupfer sammeln sich zu einem Bild voller Licht und Schatten.
Wenn man so nah an das Bild tritt, wie es der Sicherheitsabstand eines Museums gestattet, nimmt man vielleicht nur wirre Tupfen wahr. Erst mit der Betrachtung aus größerer Ferne gewinnt das Bild an Leben. Nähe und Distanz schaffen unterschiedliche Perspektiven und einen neuen Blickwinkel.
Wenn das Jeremiabuch vom Herrn als einem nahen und einem fernen Gott spricht, stelle ich mir vor, wie Gott ab und an ein Stück zurücktritt, um seine Geschöpfe aus einem größeren Ganzen in seinen liebevollen Blick zu nehmen. Bestimmt fühlt es sich für uns manchmal an, als sei Gott uns fern geworden.
In den aussichtslosen Momenten unseres Lebens scheint es, als ginge der himmlische Vater auf Distanz. Gerade dafür gilt die Zusage: Gott ist nie nah "oder" fern. Er ist immer "sowohl als auch" – der Omnipräsente, der alles im Blick hat und ebenso Christus, der immer ganz nah und berührbar in unserem Leben wohnt.