Geistlicher Impuls
Oktober 2024
Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß.
(Klagelieder 3, 22-23)
Susanne Bader
Seelsorgerin Seniorenzentrum Martha-Maria Nürnberg und Eckental
Der Verfasser dieser Worte hatte Schreckliches erlebt: Es herrschte ein schlimmer Krieg, die Stadt Jerusalem war zerstört, die Einwohner hungerten, wurden gefoltert oder verschleppt. Die Menschen waren verzweifelt. In einem langen Klagelied schreit der Autor seine Verzweiflung darüber hinaus.
Und dann, mitten in der Klage, dieser Vers: "Gottes Güte ist es, dass wir nicht gar aus sind. Er ist mit seiner Barmherzigkeit noch nicht am Ende." Worte der Hoffnung mitten in der Klage. Sie leuchten auf wie eine Kerze im Dunklen.
Das beeindruckt mich. Denn wie oft klagen wir über Kleinigkeiten, kommen gar aus dem Klagen nicht mehr heraus? Wie oft sehen wir nur das, was nicht gelingt, sehen nur Krankheit, Leid und Einsamkeit?
Sicher, es gibt schlimme Lebensschicksale, es gibt Leid und Elend. Dennoch: Oft sind es gerade die Menschen, die großes Leid erleben, von denen ich Hoffnung und Zuversicht lernen kann.
An ihnen will ich mir ein Beispiel nehmen, möchte das Gute sehen, das Gott mir jeden Morgen neu schenkt. Ich will auf Gottes Güte und Barmherzigkeit vertrauen. Ich zünde ein Licht an gegen die Klage, ein kleines Hoffnungslicht, das die Dunkelheit erhellt.